Cordula Tollmien |
Sofja Wassiljewna Kowalewskaja,
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Josif Ignatjewitsch Malewitsch, Sofjas polnischer Hauslehrer
Sofja, 15 Jahre alt
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Am 15. Januar 1850 wird Sofja Wassiljewna Korwin-Krukowskaja als zweite Tochter des zaristischen Offiziers Wassili Wassilowitsch Korwin Krukowski und seiner zwanzig Jahre jüngeren Frau Elisaweta Fedorowna, geborene Schubert, in Moskau geboren. Ihre Schwester Anna (Anjuta) ist acht Jahre älter als sie. 1855 wird ihr Bruder Fedor geboren.
1858 siedelt die Familie auf das väterliche Landgut Palibino im Gouvernment Witebsk (500 km von Petersburg entfernt) über. Das Zimmer von Sofja wird mit den lithographierten Nachschriften der Vorlesungen über Differential- und Integralrechnung des russischen Mathematikers Michail Ostrogradski tapeziert. In Palibino hört Sofja von ihrem Onkel, dem älteren Bruder ihres Vaters, zum ersten Mal etwas über die Quadratur des Kreises, über die Asymptote, auf die eine Kurve zuläuft, um sie dennoch erst im Unendlichen zu berühren. Sie erhält außerdem elementaren Mathematikunterricht bei dem polnischen Hauslehrer Josif Ignatjewitsch Malewitsch. Im Sommer 1964 [Datierung nicht ganz sicher] kommt Cousin Michail nach Palibino, um mit Hilfe von Sofja bei ihrem Hauslehrer Malewitsch Mathematik zu lernen: Wenn selbst ein Mädchen Mathematik begreifen kann, würde er, Michail, es als Junge wohl auch können - so die pädagogische Grundidee dieser Maßnahme. |
Fjodr Michailowitsch Dostojewski (1821-1881)
Sofjas Schwester Anjuta, wahrscheinlich 1860er Jahre
Eine russisches Ausgabe des 1862 erschienenen Romans "Väter und Söhne" von Iwan Turgenjew (1818-1883).
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Anfang des Jahres 1865 lernt Sofja in Petersburg Dostojewski kennen, der eine intensive Beziehung vor allem zu Sofjas Schwester Anjuta (1843-1887) unterhält, in deren Verlauf er Anjuta sogar einen Heiratsantrag macht. Anjuta lehnt den Antrag ab.
Im Sommer 1865 [Datierung nicht ganz sicher] entdeckt Nikolai Nikanorowitsch Tyrtow (1822-1888), Physikprofessor an der Petersburger Marineakademie, Sofjas mathematische Begabung: Sofja war in seinem gerade erschienenen "Lehrbuch der elementaren Physik", das Tyrtow mit nach Palibino gebracht hatte, im Kapitel Optik auf den ihr unbekannten Begriff des Sinus gestoßen und hatte eigenständig eine Methode der Erklärung dafür entwickelt. Vom Herbst 1866 bis zum Sommer 1867 reist Sofja mit ihrer Mutter und ihrer Schwester Anjuta durch Deutschland und die Schweiz. |
Sofja in St. Petersburg 1868
Wladimir Kowalewski in Heidelberg 1869
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Im April 1869 verlassen Sofja, Wladimir und Anjuta Russland und fahren über Wien nach Heidelberg, wo Sofja als Gasthörerin Mathematik- und Physikvorlesungen hört. Anjuta verlässt Sofja und Wladimir und reist nach Paris, wo sie sich der dortigen Arbeiterbewegung anschließen will. Im Herbst 1869 kommt auch Sofjas Freundin Julia Lermontowa nach Heidelberg und nimmt ebenfalls als Gasthörerin ein Chemiestudium. Im Herbst 1969 lernt Sofja auf einer Reise nach London George Eliot kennen, die sie ihren Freunden als lebendige Widerlegung der These vorstellte, dass Frauen zu reiner Abstraktion nicht fähig seien, und es deshalb auch keinen weiblichen Mathematiker geben könne. |
Karl Weierstraß nach 1880
Barrikadenkämpfe während der Pariser Commune, Foto 1871
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Im Oktober 1870 geht Sofja nach Berlin, wo sie - da die Universität ihr die Zulassung auch als Gasthörerin verweigert - Privatunterricht bei dem berühmten Mathematiker Karl Weierstraß (1815-1897) erhält, der sie bis zum Sommer 1874 unterrichtet. Wladimir begleitet sie nach Berlin, Julia Lermontowa folgt ihr ein Jahr später.
Nachdem Sofja Anjuta schon einmal im Frühjahr 1870 in Paris besucht hatte, wo sie ihren künftigen Schwager, den Sozialisten und Revolutionär Victor Jaclard (1840-1903) kennengelernt hatte, schlagen sich Sofja und Wladimir im April 1871 mitten wärend des Aufstandes der Pariser Commune nach Paris durch, wo Anjtua und Victor auf den Barrikaden kämpfen und Sofja bei der Pflege Verwundeter hilft. Wladimir dagegen arbeitet unbeeindruckt von den Kämpfen um ihn herum, wissenschaftlich in den Pariser Museen und findet dort sein Disseratationsthema. Am 12. Mai 1871 noch vor der blutigen Niederschlagung des Aufstandes mit zehntausenden von Toten verlassen Sofja und Wladimir Paris wieder, kehren aber sofort zurück, nachdem sie erfahren haben, dass Victor gefangengenommen wurde. Am 10. Juni 1871 treffen sie wieder in Paris ein. Mit Hilfe von Sofjas Eltern, die ebenfalls nach Paris reisen, gelingt es Victor Anfang 1871 zu befreien. Anjuta und Victor emigrieren in die Schweiz und heiraten dort. |
Wladimir Kowalewski schrieb seine Doktorarbeit über die Entwicklungsgeschichte des Pferdes
Sofja Kowalewskaja, Zur Theorie der partiellen Differentialgleichungen (veröffentlicht in: Journal für die reine und angewandte Mathematik 80, 1875, S. 1-32.) Sofja Kowalewskaja, Über die Reduction einer bestimmten Klasse abel'scher Integrale dritten Ranges auf elliptische Integrale (veröffentlicht in: Acta mathematica 4, 1884, S. 393-414). |
Im Oktober 1871 kehrt Sofja nach Berlin zurück, wo Julia Lermontowa auf sie wartet. Wladimir reist wegen seiner wissenschaftlichen Arbeit zunächst wieder nach Paris. Ab Anfang Dezember 1871 studiert er in Jena, schreibt seine Dissertation über die Entwicklungsgeschichte des Pferdes und besteht dort am 11. März 1872 seine Doktorprüfung. Nach der Prüfung reist er durch die europäischen Museen.
Sofja arbeitet 1872 intensiv mit Weierstraß, unterbrochen nur durch einen Sommeraufenthalt in Palibino. Nach ihrer Rückkehr berichtet sie Weierstraß von dem fiktiven Charakter ihrer Ehe. Da Weierstraß nun weiß, dass sie keine gutversorgte Ehefrau ist, die nur nebenbei etwas Mathematik betreibt, führt er sie danach zielstebig zur Promotion. 1873 besucht Sofja zweimal ihre Schwester Anjuta in Zürich, die dort im Frühjahr einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Wladimir hatte im Februar erfolglos versucht, sein russisches Magisterexamen abzulegen, und lebt unterbochen von verschiedenen Reisen in München. Anfang Dezember 1873 zieht er zu Sofja nach Berlin.
Ab April 1874 bemüht sich Weierstraß um die Zulassung von Sofja zur Promotion in Göttingen. Sie stellt auf seinen Rat und nach seinen Vorabsprachen mit den Göttinger Kollegen am 19. Juli 1874 einen Antrag auf Promotion "in absentia" (d.h. ohne mündliche Prüfung), der am 2 August bewilligt wird. Sofja hat drei verschiedene Arbeiten vorgelegt:
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| Wird fortgesetzt |
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