Cordula Tollmien |
"Die Mutter der modernen Algebra"[1]
Vortrag gehalten anläßlich der Eröffnung der Ausstellung "Leben und Werk der Mathematikerin Emmy Noether 1882-1935" an der TU Braunschweig am 24. Mai 2000 "Ich, Amalie
Emmy Noether, bayrischer Staatsangehörigkeit und israelitischer Konfession, bin
am 23. März 1882 zu Erlangen geboren, als Tochter des Kgl. Universitätsprofessors
Dr. Max Noether und seiner Ehefrau Ida, geb. Kaufmann. Nach Ablegung der bayr.
Prüfungen für Lehrerinnen der französischen und der englischen Sprache
studierte ich 1900 bis 1902 als Hörerin an der Universität Erlangen, erwarb
1903 das Absolutorium des Kgl. Realgymnasiums Nürnberg, verbrachte das
Wintersemester 1903/04 in Göttingen und war seit Herbst 1904 in Erlangen
immatrikuliert."[2] So beginnt der
Lebenslauf, den Emmy Noether ihrer im Dezember 1907 von der Philosophischen
Fakultät der Universität Erlangen angenommenen und mit "summa cum
laude" bewerteten Dissertation beifügte. Am 10. Mai 1933,
also ziemlich genau 25 Jahre später, schrieb Emmy Noether ihrem Freund und
Mathematikerkollegen Helmut Hasse in Marburg: "Die Sache selbst ist aber
doch für mich sehr viel weniger schlimm als für sehr viele andere: rein
äußerlich habe ich ein kleines Vermögen (ich hatte ja nie Pensionsberechtigung),
sodaß ich erst einmal in Ruhe abwarten kann."[3] "Die
Sache" war ihre am 25. April 1933 erfolgte vorläufige Beurlaubung von der
Göttinger Universität, die im Oktober 1933 in ihre endgültige Vertreibung aus
Deutschland mündete, und Emmy Noether war der Meinung, daß für sie, die sie ja
nie ein Ordinariat bekleidet hatte, diese Beurlaubung (die - von ihr damals
allerdings noch nicht erkannt - faktisch eine Entlassung war) weniger schlimm
sei als für ihre mitbetroffenen männlichen Kollegen, die ihren Lehrstuhl
verloren: Wer weniger hat, kann auch weniger verlieren - so die einfache
Philosophie hinter dieser Einstellung. Was war geschehen in
diesen 25 Jahren, an deren Beginn sich Emmy Noether mit einem kräftigen
"Ich" in der mathematischen Welt erstmals hörbar zu Wort gemeldet
hatte und dieser Reaktion auf ihre Entlassung, in der sie ihre eigene Person so
weit zurücknahm, daß sie sich statt um sich selbst nur Sorgen wegen der Kosten
und Mühe machte, die Hasse auf sich nahm, weil er in der Hoffnung, die
Beurlaubung noch rückgängig machen zu können, befürwortende Gutachten von
Kollegen für Emmy Noether organisierte.[4]
Sie ging sogar so weit, von sich aus nicht mehr an der für 1933 geplanten
Versammlung der Deutschen Mathematiker Vereinigung teilnehmen zu wollen, und
sprach sich, damit keine "unnötige Prinzipienfrage" entstehe und der
"rein wissenschaftliche, neutrale Charakter" der Gesellschaft gewahrt
werde, gegen den Vorschlag aus, jetzt erst recht alle entlassenen, jüdischen
Mitglieder einzuladen.[5]
(Diese fast devote und deshalb ärgerlich stimmende Haltung ist um so
bemerkenswerter als Emmy Noether nicht nur bei den nationalsozialistischen
Machthabern, sondern auch bei vielen ihrer Kollegen als "Marxistin"
verschrien war![6]) Was war also
geschehen zwischen 1907 und 1933? Oder zeigen die beiden Zitate nur die beiden
widersprüchlichen Seiten einer Frau, die mathematisch zwar genau wußte, wer sie
war, die innerhalb ihrer Wissenschaft kein Risiko scheute und eine ganze neue mathematische
Welt schuf (der Titel meines Vortrags "Mutter der modernen Algebra"
weist daraufhin), die sich aber nie dagegen wehrte, daß ihr trotz ihrer
unbestreitbaren und auch von den Zeitgenossen nicht in Frage gestellten
wissenschaftlichen Verdienste in der akademischen Welt nur eine Randexistenz
zugestanden wurde? Sicher spielte beides eine Rolle: Das kraftvolle
"Ich" der promovierenden, damals 25jährigen Studentin, das sich auch
noch 12 Jahre später in ihrem Habilitationslebenslauf von 1919 findet (wenn
auch mit der interessanten Änderung, daß Emmy Noether 1919 nicht mehr ihre
"israelitische Konfession" anführte; sie verstand sich in den
Zwanziger Jahren wohl als "Dissidentin", wie man zeitgenössisch
sagte, und wurde erst von den Nationalsozialisten explizit und nachdrücklich
wieder auf ihre "jüdische Abstammung" hingewiesen[7]),
dieses selbstbewußte "Ich" war sicher auch aufgrund ihrer Erfahrungen
in der kleinlichen Enge der akademischen Welt immer stärker zurückgetreten,
aber Emmy Noether war wohl nie eine "Kämpferin" für die eigene Person
gewesen, hatte sich immer beschieden mit dem, was ihr ihre männlichen Kollegen
in den akademischen Institutionen von sich aus zustanden und engagierte sich
vorbehaltlos und mit ganzer Kraft immer nur für die Sache selbst, für die Mathematik. Ich fasse die
Stationen ihrer Karriere oder besser Nichtkarriere kurz zusammen[8]:
Nach dem Abitur 1903 als Externe am Erlanger Realgymnasium hatte Emmy Noether -
wie in ihrem eingangs zitierten Lebenslauf gesagt - zunächst ein Semester als
Gasthörerin in Göttingen verbracht und dann 1904 in Erlangen ein reguläres
Studium aufgenommen (Bayern ließ im Gegensatz zu Preußen Frauen schon ab 1903
als reguläre Studentinnen zu). 1908, ein Jahr nach ihrer Promotion, wurde Emmy
Noether dann bereits zum Mitglied des Circolo matematico di Palermo gewählt und
1909 auch in die renommierte Deutsche Mathematikervereinigung aufgenommen, auf
deren Jahresversammlung in Salzburg sie im gleichen Jahr ihren ersten Vortrag
hielt (eben dieselbe Deutsche Mathematiker Vereinigung um deren "rein wissenschaftliche
Neutralität" sich Emmy Noether 1933 dann so sorgte). Im übrigen
aber arbeitete sie acht Jahre lang am Mathematischen Institut in Erlangen -
ohne Anstellung oder Vertrag, das heißt also ohne jede Vergütung. In dieser
Zeit unterhielt sie engen wissenschaftlichen Kontakt mit Ernst Fischer (dem
Nachfolger ihres Doktorvaters Paul Gordan), der der Schule des bedeutenden
Göttinger Mathematikers David Hilbert angehörte und Emmy Noether den
entscheidenden Anstoß zu ihrer Beschäftigung mit abstrakter Algebra gab.[9] Aus ihrem Göttinger Gastsemester kannte
Emmy Noether nicht nur David Hilbert, sondern auch Felix Klein sehr gut, der
ein begnadeter Wissenschaftsorganisator war und sich schon seit den 1890er
Jahren insbesondere für den Ausbau der Mädchenbildung und für das Frauenstudium
eingesetzt hatte. Die Verbindung nach Göttingen war nie ganz abgerissen und
intensivierte sich 1913/14, so daß Emmy Noether 1915 endgültig nach Göttingen
übersiedelte - mit nichts in der Hand als der Aussicht auf eine interessante
und befriedigende wissenschaftliche Zusammenarbeit mit Hilbert und Klein.
Hilbert und Klein waren damals gerade mit der Einsteinschen Relativitätstheorie
beschäftigt und hatten Emmy Noether nach Göttingen eingeladen, weil von ihren
Kenntnissen in der Invariantentheorie zu profitieren, die sie mit ihrer
Dissertation "Über die Bildung des Formensystems der ternären
biquadratischen Form" unter Beweis gestellt hatte. Eine ihren
wissenschaftlichen Leistungen angemessene Stellung an der Universität konnten
ihr Hilbert und Klein allerdings auch in Göttingen nicht bieten. Doch sie
versuchten zumindest die Voraussetzungen dafür zu schaffen, indem sie Emmy
Noether ermunterten, bereits im Juli 1915 einen Antrag auf Habilitation zu
stellen. Das Problem war nur, daß in Preußen 1907 die Habilitation von Frauen
an den Universitäten schon einmal ausführlich diskutiert und abgelehnt worden
war, was der Minister für geistliche und Unterrichtsangelegenheiten in einem
Erlaß vom 29. Mai 1908 festgeschrieben hatte.[10] Ein paar Monate später, im August 1908,
ließ Preußen zwar endlich Frauen als reguläre Studentinnen zu, doch der die
Habilitationsfrage regelnde Erlaß vom Mai 1908 galt noch immer. Nun fielen
Habilitationsangelegenheiten als Teil der akademischen Selbstverwaltung eigentlich
eindeutig in den Zuständigkeitsbereich der Universitäten bzw. der entsprechenden
Fakultäten. In diesem Fall waren sie sogar allein Sache der
Mathematisch-naturwissenschaftlichen Abteilung, die damals mit der
Historisch-philologischen Abteilung in der Philosophischen Fakultät
zusammengefaßt war. Doch Emmy Noether auf dieser Grundlage einfach zu
habilitieren, dazu konnten sich noch nicht einmal die Mathematiker durchringen,
obwohl sie alle ausnahmslos die Habilitation von Emmy Noether befürworteten.
Denn auch sie wollten keinesfalls grundsätzlich die Frage der Frauenhabilitation
positiv entschieden wissen, sondern lediglich eine Ausnahme für Emmy Noether.
Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung schaltete deshalb nicht nur
das Ministerium, sondern gegen alle Gepflogenheiten auch die
Historisch-philogische Abteilung in das Verfahren ein, so daß die Frage
schließlich vor der Gesamtfakultät verhandelt wurde. Emmy Noether stellte
ihren Habilitationsantrag am 20. Juli 1915. Danach wurden in der üblichen Weise
Gutachten eingeholt, und im November stellte die
Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung dann einen Antrag auf Dispens vom
Erlaß des Mai 1908 beim Ministerium, mit der Begründung, daß Emmy Noethers
Leistungen „über dem Durchschnitt des
Niveaus der bisher in Göttingen zugelassenen Privatdozenten der Mathematik“
lägen, daß sie keinem männlichen Privatdozenten einen Platz wegnähme,
insbesondere keinem der „aus dem Felde zurückkehrenden Dozenten“ (es war
schließlich mitten im Krieg) und daß es „ganz unwahrscheinlich“ sei, „daß wir
in absehbarer Zeit eine weitere Frau zulassen möchten“. Außerdem wurde noch
einmal ausdrücklich betont, daß man keineswegs die Aufhebung des Erlasses,
sondern nur eine Ausnahmegenehmigung für den „vorliegenden einzigartig
liegenden Fall“ wünsche.[11]
Dieser Antrag wurde von 10 Abteilungsmitgliedern befürwortet, 7 sprachen sich
dagegen aus, 2 enthielten sich der Stimme. Die unterlegenen Gegner des Antrages
formulierten in einem Seperatvotum ihre Einwände, die sich vor allem darauf
bezogen, daß mit der Entscheidung für eine Ausnahme ein Präzedenzfall mit
entsprechenden (schrecklichen) Folgen geschaffen würde. Die Gesamtfakultät,
in der die vor allem in der Historisch-philologischen Abteilung beheimateten
Gegner jeder Frauenhabilitation in der Mehrheit waren, sprach sich immerhin
dafür aus, den Dispensantrag ohne eine ablehnende Empfehlung ihrerseits an das
Ministerium weiterzuleiten. Doch geschah danach von seiten des Ministeriums
erst einmal fast zwei Jahre nichts. Erst nachdem im Sommer 1917 die
Mathematisch-naturwissenschaft-liche Abteilung in der Habilitationssache
Noether noch einmal nachgefragt hatte, erging am 5. November 1917 eine
offizielle ablehnende Entscheidung. Der Minister teilte mit, daß die Frage der
Frauenhabilitation nur grundsätzlich entschieden werden könne und er deshalb
„selbst wenn im Einzelfall dadurch gewisse Härten unvermeidbar sind“, die
Zulassung von Ausnahmen nicht genehmigen könne.[12]
Emmy Noether, die von Hilbert und Klein längst nicht nur in die Forschung,
sondern auch in die Lehre einbezogen worden war, mußte sich daher damit
begnügen, die von ihr angebotenen Seminare unter dem Namen Hilberts
anzukündigen. Hilbert sorgte jedoch dafür, daß diese im Vorlesungsverzeichnis
immerhin mit dem Zusatz: "mit Unterstützung von Frl. Dr. Nöther"
versehen wurden.[13] Bemerkenswerterweise kam der Anstoß, nach
dem Krieg erneut einen Habilitationsantrag für Emmy Noether zu stellen, nicht
von ihren Göttinger Kollegen, sondern von Albert Einstein, der sie durch ihre Zusammenarbeit
mit Hilbert und Klein an Fragen der Gravitations- und Relativitätstheorie
kennen- und schätzen gelernt hatte. Am 27. Dezember 1918 schrieb Einstein an
Klein: „Beim Empfang der neuen Arbeit von Frl.
Noether empfand ich es wieder als grosse Ungerechtigkeit, dass man ihr die
venia legendi vorenthält. Ich wäre sehr dafür, dass wir beim Ministerium einen
energischen Schritt unternähmen. Halten Sie dies aber nicht für möglich, so
werde ich mir allein Mühe geben.“[14] Da Klein nach diesem Schreiben sofort
tätig wurde, erübrigte sich ein Alleingang Einsteins. Am 15. Februar 1919
stellte die Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung beim Ministerium erneut
einen Antrag auf Habilitation von Emmy Noether - wieder beantragte sie nur eine
Ausnahmegenehmigung, da der Erlaß vom Mai 1908 immer noch in Kraft war. Diesmal
wurde diese jedoch endlich erteilt, und zwar am 8. Mai 1919. Danach wurde das
Habilitationsverfahren für Emmy Noether in bemerkenswerter Schnelligkeit
abgewickelt: Nachdem eine bereits im Juli 1918 der Göttinger Gesellschaft der
Wissenschaften vorgelegte Arbeit als Habilitationsschrift anerkannt worden war,
wurde sie am 4. Juni 1919 als Privatdozentin in Göttingen zugelassen. Emmy
Noether war damit die erste an der Göttinger Universität habilitierte Frau -
und eine von fünf Frauen im gesamten Deutschen Reich, die noch vor dem
offiziellen Erlaß vom 21. Februar 1920 habilitiert wurden, der Frauen endlich
generell und allgemein das Recht auf Habilitation zusprach.[15] Emmy Noethers weitere berufliche Karriere
ist schnell wiedergegeben: Im April 1922 erhielt sie den Titel eines
„nichtbeamteten außerordentlichen Professors“, immerhin unter Verkürzung der
eigentlich als Voraussetzung geforderten mindestens sechs Jahre dauernden
Privatdozentenzeit. Doch mit diesem Titel war keinerlei Vergütung verbunden.
Emmy Noether war bis dahin auf die Unterstützung ihres Vaters angewiesen
gewesen und lebte nach dessen Tod 1921 von einem kleinen Vermögen, das er ihr
hinterlassen hatte. Doch dies wurde nun durch die Inflation immer weniger.
Erstmals im SS 1923 erhielt sie deshalb einen gering, aber immerhin überhaupt
dotierten Lehrauftrag. Und dieser Lehrauftrag, der jedes Semester erneuert
werden mußte, bezeichnet nun nicht etwa den Anfang, sondern das Ende ihrer
universitären Karriere. Emmy Noether, die in den 20er Jahren unter den
Göttinger Mathematikern zweifellos die produktivste war, erhielt nie einen Ruf
an eine deutsche Universität,[16]
wurde nicht in die Göttinger Akademie der Wissenschaften aufgenommen und noch
nicht einmal Redaktionsmitglied der Mathematischen Annalen, obwohl sie nicht
nur einige ihrer wichtigsten Arbeiten in dieser Zeitschrift veröffentlichte,
sondern für die Annalen auch eine Vielzahl von Arbeiten anderer redigierte.
Erst 1934, im amerikanischen Exil als Gastprofessorin in Bryn Mawr, erhielt
Emmy Noether erstmals in ihrem Leben ein Gehalt, das mehr war als nur ein Almosen. Eins ist jedoch
wichtig festzuhalten: Emmy Noethers Außenseiterposition - als Frau, Jüdin und
Linke - innerhalb der akademischen Institutionen entsprach nicht ihrer Stellung
in der scientific community, in der sie fest eingebunden und verwurzelt war.
Seit Beginn ihres Studiums hatte sie - angefangen von ihrem Vater über Paul
Gordan und Ernst Fischer bis zu David Hilbert, Felix Klein und Albert Einstein
- immer gewichtige Förderer. Für ihre neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und
Methoden fand sie Anerkennung nicht nur bei ihren Göttinger Kollegen, sondern
bei Mathematikern in der ganzen Welt und ihr grundlegender Beitrag zu Herausbildung
einer modernen Mathematik wurde nie in Zweifel gezogen. Worin aber bestand nun
dieser Beitrag? Wodurch wurde Emmy Noether zur "Mutter der modernen
Algebra"? Gewöhnlich teilt man Emmy Noethers
wissenschaftliche Produktion in drei oder auch vier Phasen ein. Die erste Phase
reichte von 1907 bis 1919, also von ihrer Doktorarbeit bis zu ihrer Habilitation.
Thematisch beschäftigte sie sich während dieser Zeit mit der Invariantentheorie.
Die zweite Phase, in der sie die allgemeine Idealtheorie ausarbeitete und damit
die kommutative Algebra auf eine neue Basis stellte, läßt sich von etwa 1920
bis 1929 datieren. Etwa 1927 wandte sie sich dann der nichtkommutativen Algebra
zu und untersuchte schließlich in den letzten beiden Jahren ihres Lebens
mögliche Anwendungen der nichtkommutativen Algebra auf Probleme der
kommutativen Algebra.[17]
Für den Fachmann (und die Fachfrau) ist an dieser Aufzählung erkennbar, daß
sich Emmy Noether fast mit dem gesamten Themenspektrum der algebraischen
Tradition des 19. und 20. Jahrhunderts beschäftigte. Darüber hinaus aber
veränderte sie dieses Themenspektrum und begründete eine neue algebraische
Tradition. Der niederländische Mathematiker Bartel
van der Waerden, der Emmy Noether 1924 in Göttingen kennengelernt hatte und von
ihr nachhaltig beeinflußt wurde, hat ein jedem Mathematiker bekanntes Lehrbuch
über „Moderne Algebra“ geschrieben, das 1930 erstmals erschienen ist und danach
immer wieder aufgelegt wurde.[18]
Dieses Buch baut u.a. auf Vorlesungen von Emmy Noether auf und hat so weite
Verbreitung gefunden, wie kein anderes Werk über diesen Gegenstand. Van der
Waerden hat daher maßgeblich dazu beigetragen, daß Emmy Noethers mathematische
Ideen sich in der nachfolgenden Mathematikergeneration durchsetzten. 1935
verfaßte er einen Nachruf auf Emmy Noether, in dem er ihr mathematisches Credo
mit sehr schönen, auch für Nichtmathematiker verständlichen Worten
zusammenfaßte. In der Tradition des 19. Jahrhunderts war Algebra noch etwas
ganz Konkretes, das auf die eine oder
andere Weise mit reellen oder komplexen Zahlen zu tun hatte - nicht so bei Emmy
Noether. Van der Waerden schrieb: „Die Maxime, von der sich Emmy Noether
immer hat leiten lassen, könnte man folgendermaßen formulieren: Alle Beziehungen zwischen Zahlen, Funktionen
und Operationen werden erst dann durchsichtig, verallgemeinerungsfähig und
wirklich fruchtbar, wenn sie von ihren besonderen Objekten losgelöst und auf
allgemeine begriffliche Zusammenhänge zurückgeführt sind. Dieser Leitsatz war für sie nicht etwa
ein Ergebnis ihrer Erfahrung über die Tragweite wissenschaftlicher Methoden,
sondern ein apriorisches Grundprinzip ihres Denkens. Sie konnte keinen Satz,
keinen Beweis in ihren Geist aufnehmen und verarbeiten, ehe er nicht abstrakt
gefaßt und dadurch für ihr Geistesauge durchsichtig gemacht war. Sie konnte nur
in Begriffen, nicht in Formeln denken, und darin lag gerade ihre Stärke. Sie
wurde so durch ihre eigene Wesensart dazu gezwungen, diejenigen
Begriffsbildungen ausfindig zu machen, die geeignet waren, als Träger
mathematischer Theorie aufzutreten.“[19] Gemessen an dieser Maxime ist Emmy
Noethers bei Paul Gordan geschriebene Doktorarbeit, die mit 331 explizit
angegebenen Invarianten endete, tatsächlich ein extremes Beispiel von formelverhafteter
„Rechnerei“, die Emmy Noether später so stark ablehnte, daß sie ihre eigene
Arbeit als „Mist“ bezeichnete und angeblich sogar vergessen hatte, wo sie
erschienen war.[20] Doch
hatte Hilbert schon 1888 einen neuen Zugang in der Invariantentheorie eröffnet,
der grob gesprochen darauf verzichtete, die Invarianten eines Systems einzeln
auszurechnen, sondern statt dessen bewies, unter welchen Bedingungen sie existierten
(Hilberts berühmtes Basistheorem). Gordan, der im Gegensatz zu Hilbert und auch
der späteren Emmy Noether „Rechnen“ für das Wesen der Mathematik hielt und von
dem Arbeiten existieren, auf denen zwanzig Seiten Formeln von keinem einzigen
Wort unterbrochen werden, reagierte auf Hilberts Basistheorem mit der
Bemerkung, daß dies nicht Mathematik sei, sondern Theologie.[21]
Emmy Noether veröffentlichte während des
Krieges einige wichtige, dem Hilbertschen Ansatz verpflichtete Arbeiten zur
Invariantentheorie. Ihrer Arbeit über Differentialinvarianten verdanken wir das
heute sogenannte Noether-Theorem, das den Schlüssel für die Beziehung zwischen
Symmetrie- und Erhaltungsgesetzen in der Physik lieferte und in der
mathematischen Physik eine bedeutende Rolle spielt.[22]
Einstein, der Emmy Noether 1917 um Hilfe bei der Klärung verschiedener
„analytischer meinen Energiesatz betreffenden Fragen“ gebeten hatte, schrieb
über diese Arbeit im Mai 1918 an Hilbert: „Gestern erhielt ich von Frl. Noether
eine sehr interessante Arbeit über Invariantenbildung. Es imponiert mir, dass
man diese Dinge von so allgemeinem Standpunkt übersehen kann. Es hätte den
Göttinger Feldgrauen nichts geschadet, wenn sie zu Frl. Noether in die Schule
geschickt worden wären. Sie scheint ihr Handwerk zu verstehen.“[23] Er erkannte damit, was auch ihr enger
Freund, der russische Mathematiker, Pawel Alexandrow (Emmy Noether hatte
1928/29 ein Studienjahr in Moskau verbracht[24])
zurecht hervorhob, daß nämlich schon diese frühen, von Emmy Noether selbst als
eine Art Verirrung von dem Hauptweg ihrer Forschungen angesehenen Arbeiten,
ausgereicht hätten, um sie als erstklassige Mathematikerin gelten zu lassen.
Denn auch sie zeigen bereits ihr Bemühen um eine möglichst allgemeine Formulierung
mathematischer Probleme, weisen also sehr wohl schon in die Richtung ihrer
späteren grundlegenden Arbeiten.[25] Schon in ihren invariantentheoretischen
Arbeiten bezog sich Emmy Noether auf Fragestellungen, die von dem berühmten
Mathematiker des 19. Jahrhunderts Richard Dedekind formuliert worden waren. Die von ihm
entwickelte klassische Idealtheorie führte Emmy Noether Anfang der Zwanziger
Jahre zu ihrer abstrakten Theorie der Ringe und Moduln, für die sie heute
berühmt ist.[26] 1921 legte Emmy Noether ihre grundlegende
Arbeit mit dem Titel „Idealtheorie in Ringbereichen“ vor, die van der Waerden
in seinem Nachruf 1935 bereits als „klassisch“ bezeichnete und mit der nach der
Meinung vieler heutiger Mathematiker die abstrakte Algebra als eigenständige
Disziplin überhaupt erst begann. Emmy Noether verallgemeinerte darin die
Zerlegungssätze, die für ganze rationale Zahlen, bzw. für Ideale in
algebraischen Zahlkörpern gelten, auf Ideale in beliebigen Ringbereichen. Sie
bewies, daß sich in Ringen, in denen eine bestimmte von ihr erstmals in ihrer
Bedeutung erkannte Endlichkeitsbedingung (der sog. Teilerkettensatz) gilt,
eindeutige Zerlegungssätze formulieren lassen. Ringe, die diese
Endlichkeitsbedingung erfüllen, heißen heute Noethersche Ringe. Über diese
speziellen Ergebnisse hinaus formulierte Emmy Noether in dieser Arbeit außerdem
einige grundlegende Definitionen, und zwar nicht nur beispielsweise die des
Primär- und des irreduziblen Ideals, sondern auch - erstmals allgemein, d.h.
unabhängig von einem bestimmten Zahlkörper - auch die des Ringes. Seitdem
spielt dieser gleichberechtigt neben dem der Gruppe und des Körpers eine
zentrale Rolle in der Algebra, und die kommutative Algebra ist seitdem
wesentlich identisch mit dem Studium (kommutativer) Noetherscher Ringe.[27] Noch ehe ihre Ideen in der kommutativen
Algebra von ihren Zeitgenossen voll aufgenommen und akzeptiert worden waren,
wandte Emmy Noether sich einem anderem großen algebraischen Thema des 19. und
20. Jahrhunderts zu, nämlich der nichtkommutati-ven Algebra und der Darstellungstheorie.
Hier spielte dann der von ihr bereits in der Arbeit von 1921 definierte
Begriff des Moduls eine zentrale Rolle.[28]
Zwar existierte auch dieser auf Dedekind zurückgehende Begriff schon vor
Noether in der Mathematik, doch wieder war sie die erste, die ihn völlig
abstrakt und allgemein faßte und vor allem seine Bedeutung erkannte.[29] 1932 hielt Emmy Noether als einzige und
erste Frau überhaupt eines der Hauptreferate auf dem Internationalen
Mathematikerkongreß in Zürich. Sie sprach über „Hyperkomplexe Systeme in ihren
Beziehungen zur kommutativen Algebra und zur Zahlentheorie“ und entwickelte
darin ein Programm, daß ihrer Überzeugung Ausdruck verlieh, daß die
nichtkommutative Algebra von einfacheren Gesetzen beherrscht werde als die
kommutative. Dieser Vortrag sei zu einem wahren Triumph für die von ihr
vertretene, damals keineswegs überall anerkannte Forschungsrichtung geworden,
schrieb Alexandrow in seinem Nachruf.[30] Uns ist die von Emmy Noether vertretene
abstrakte, begriffliche Methode in der Algebra heute so selbstverständlich
geworden, daß wir geneigt sind, diese Methode mit der Mathematik selbst
gleichzusetzen. Dabei vergessen wir, daß sich dieser Standpunkt in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts erst allmählich durchsetzen mußte. Diese
Durchsetzung ist zwar maßgeblich, aber natürlich nicht allein Emmy Noether zu
verdanken. Sie hatte selbstverständlich Vorgänger (Dedekind wurde bereits genannt).
Aber auch zeitgenössische Mathematiker wie ihr Freund Emil Artin, der in
Hamburg lehrte und wie sie 1937 in die USA emigrierte, oder - ebenfalls schon
genannt - der Niederländer Bartel von der Waerden oder auch Helmut Hasse, der
1934 einen Lehrstuhl in Göttingen erhielt, arbeiteten an ähnlichen Fragen wie
Emmy Noether. Emmy Noethers Einfluß auf andere Mathematiker, der sich
keineswegs auf die Algebra beschränkte, sondern auch andere Fachrichtungen
einschloß, war jedoch so groß wie nur bei ganz wenigen anderen Mathematikern
(Hilbert vielleicht ausgenommen). „Meine Methoden sind Arbeits- und
Auffassungsmethoden und daher anonym überall eingedrungen“, schrieb sie einmal
selbst erklärend dazu an Helmut Hasse.[31]
Emmy Noether übte deshalb eine enorme Anziehungskraft auf Mathematiker aus der
ganzen Welt aus. Sie kamen aus den Vereinigten Staaten, der Sowjetunion, aus
Frankreich, den Niederlanden, aus Österreich, aus der Schweiz, aus Palästina,
ja sogar aus China und Japan, und natürlich von den anderen deutschen Universitäten
nach Göttingen, um mit ihr zu diskutieren. In ihren Vorlesungen, die - da sie
nie Fertiges vortrug, sondern ihrer Hörer an der Entwicklung ihrer Gedanken
teilnehmen ließ - sowieso eher Diskussionsveranstaltungen glichen,[32]
saßen deshalb oft ebenso viele Dozenten wie Studenten. Wenn heute von der
„Noether-Schule“ gesprochen wird, so ist damit nicht der eher kleine Kreis
ihrer direkten Schüler gemeint, sondern diese Mathematiker aus dem In - und
Ausland, die in engem Gedankenaustausch mit Emmy Noether, aber durchaus
eigenständig, die abstrakte Algebra (weiter-) entwickelten und zu ihrer
Verbreitung beitrugen. Emmy Noethers Lebensgeschichte läßt sich
in gleicher Weise als eine Erfolgs- als auch als eine Mißerfolgsgeschichte, als
eine Geschichte des Scheiterns, lesen. Sie hat es einerseits geschafft: Sie
wurde eine auch schon zu Lebzeiten anerkannte, bedeutende Mathematikerin, die
an einer Universität lehren und forschen konnte, ja mehr noch, sie wurde zum
Mittelpunkt einer ganzen mathematischen Schule, die weltweit Anerkennung fand.
Doch andererseits konnte sie ihre Schüler jahrelang nicht offiziell promovieren
und nie habilitieren, mußte Vorlesungen unter fremden (männlichem) Namen
halten, bekam nie einen Lehrstuhl und blieb zudem bis zum Ende ihres Lebens auf
Gutachten angewiesen. Immer wieder - so zuletzt im amerikanischen Exil - mußten
ihr ihre Kollegen, die teilweise ihre Schüler gewesen waren, bescheinigen, daß
sie eine exzellente Mathematikerin sei, damit man ihr eine ihren Fähigkeiten wenigstens
einigermaßen angemessene Position verschaffen konnte, die ihr materielles
Überleben sicherte.[33] Das einzige Mal, daß man Emmy Noether
ohne jede Einschränkung ihren männlichen Kollegen gleichgestellte, war, als die
Nationalsozialisten sie aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des
Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 am 25. April 1933 von ihrer Tätigkeit an
der Universität beurlaubten, obwohl sie als nichtbeamtete Professorin zu diesem
Zeitpunkt strenggenommen vom Gesetz noch gar nicht betroffen war.[34]. Am 13. September 1933 wurde Emmy Noether
die Lehrbefugnis endgültig entzogen und im Oktober 1933 emigrierte Emmy Noether
in die USA, wo von Bryn Mawr, der Schwesternuniversität von Princeton, die
Zusage für die Finanzierung einer Gastprofessur (für zunächst ein Jahr) vorlag.
Obwohl Emmy Noether in den USA sehr herzlich aufgenommen wurde, obwohl sie von
ihren amerikanischen und ihren ebenfalls emigrierten deutschen Kollegen
hochgeschätzt wurde, litt Emmy Noether sehr unter dem Exil und sehnte sich immer
nach Deutschland und vor allem nach Göttingen und dem dort in den Zwanziger
Jahren herrschenden einmaligen wissenschaftlichem Klima zurück. Sie war deshalb
im Sommer 1934 noch einmal besuchsweise in Göttingen und plante eine erneute
Reise nach Deutschland für den Sommer 1935. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Denn
am 14. April 1935, wenige Tage nachdem ihre Stelle in Bryn Mawr endlich für
weitere zwei Jahre gesichert war, starb Emmy Noether völlig unerwartet an den
Folgen einer Operation. Albert Einstein verfaßte als erster einen Nachruf auf
Emmy Noether. Er schickte ihn als Leserbrief an die New York Times, wo er
bereits am 4. Mai 1935 erschien, und informierte auf diese Weise die geschockte
mathematische Öffentlichkeit in der ganzen Welt, daß „Fräulein Noether, das
kreativste mathematische Genie, das seit Beginn der höheren Erziehung für
Mädchen geboren worden ist“, nicht mehr am Leben war.[35] [1]Die Bezeichnung stammt von Irving
Kaplanski. Siehe Kaplanski, I., Commutative rings. In: Brewer, J.,
Rutter, E. A. (Hrsg.), Proceedings of Conference on Commutative Algebra
(Lecture Notes in Mathematics, Nr. 311), New York-Berlin-Heidelberg-Tokio 1973,
S. 153-166, hier S. 155. [2]Lebenslauf zur Dissertation ("Über
die Bildung des Formensystems der ternären biquadratischen Form") von
1907, faksimiliert in Noether, E., Gesammelte Abhandlungen - Collected Papers
(hrsg. von N. Jacobson), Berlin-Heidelberg-New York-Tokio 1983, ohne
Seitenzahl. Das Original befindet sich allerdings nicht, wie dort angegeben, in
der Universitätsbibliothek Göttingen, sondern im Archiv der Philosophischen
Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, Promotionsakte Emmy Noether
1907/1908, Nr. 2988. Die Druckfassung der Dissertation erschien 1908 bei Georg
Reimer Berlin. [3]Emmy Noether an Helmut Hasse, 10. 5.
1933, Universitätsbibliothek Göttingen, Acc. Mss. 1991.11, Brief 66. [4]Emmy
Noether an Helmut Hasse, 21. 6. 1933, Universitätsbibliothek
Göttingen, Acc. Mss. 1991.11, Brief 67. Zum Verhältnis von Helmut Hasse und
Emmy Noether, der obwohl nationalsozialistischen Ideen nahestehend, sich nach
Emmy Noethers Entlassung 1933 vehement für sie einsetzte und von ihr auch
während ihrer Exilzeit als wahrer Freund geschätzt wurde, siehe Tollmien, C.,
„Sind wir doch der Meinung, daß ein weiblicher Kopf nur ganz ausnahmsweise in
der Mathematik schöpferisch tätig sein kann...“ eine Biographie der
Mathematikerin Emmy Noether (1882-1935) und zugleich ein Betrag zur Geschichte
der Habilitation von Frauen an der Universität Göttingen, in: Göttinger
Jahrbuch 38 (1990), S. 153-219, hier S. 205 f. [5]Emmy
Noether an Helmut Hasse, 6./7. 9. 1933, Universitätsbibliothek
Göttingen, Acc. Mss. 1991.11, Brief 70. [6]Vgl. Tollmien, 1990 (Anm. 4), S. 207 f.,
Dies., "Die Mutter der modernen Algebra" - das Leben der Mathematikerin
Emmy Noether (1882-1953), in: Pilz, P., Oedekoven, C., Zinßmeister, G. (Hg.),
Forschende Frauen. Frauen verändern die Naturwissenschaften, Mössingen-Talheim,
1995, S. 34-57, hier S. 55. [7]Der Lebenslauf von 1919 ist ausführlich
zitiert in: Tollmien, 1990 (Anm. 4), S. 153f. Er befindet sich im
Universitätsarchiv Göttingen, Personalakte Noether. Vgl. dazu auch Tollmien,
1990 (Anm. 4), S. 210 Anm. 192. [8]Vgl. zum folgenden Tollmien, 1990 (Anm.
4), S. 155-164 und S. 169-190. [9]Davon zeugt ein ausführlicher
Briefwechsel, der die Jahre 1911 bis 1929 umfaßt. Siehe Dick, A., Emmy Noether
1882-1932, in: Elemente der Mathematik, Beiheft 13 (1970), S. 3-45, hier
S. 11. Auguste Dick hat dieser Briefwechsel offensichtlich vorgelegen, sie
gibt jedoch keinen Fundort an. Nach Auskunft des Universitätsarchivs Köln, das
sich mit der Tochter Ernst Fischers in Verbindung gesetzt hatte, soll der
Nachlaß Fischer an das Mathematische Institut der Universität Köln abgegeben worden
sein. Dort ließ er sich jedoch trotz intensiver Nachforschungen nicht
nachweisen. [10]Die Geschichte des Erlasses ist
ausführlich dargestellt in: Tollmien, 1990 (Anm. 4), S. 165-169. [11]Dispensantrag der Math.-nat. Abt. vom 26.
11. 1915, Universitätsarchiv Göttingen, Kuratorialakte 4 I/147 (Hervorhebung im
Original). [12]Stellungnahme des Ministers vom 5. 11.
1917, Universitätsarchiv Göttingen, Kuratorialakte 4 I/147. [13]Vorlesungsverzeichnis Universität
Göttingen WS 1916/17. [14]Einstein an Klein, 27. 12. 1918,
Universitätsbibliothek Göttingen, Cod. Ms. Klein 22 B, Einstein (Separatmappe). [15] Vgl. Tollmien, 1990 (Anm. 4), S. 184 Anm. 102. [16] Sie vertrat lediglich im SS 1930 den Zahlentheoretiker Carl Ludwig Siegel auf seinem Frankfurter Lehrstuhl, während dieser in Göttingen las. [17] Vgl. dazu Noether, E., Gesammelte Abhandlungen - Collected Papers (hrsg. von N. Jacobson), Berlin-Heidelberg-New York-Tokio 1983. Darin sind sämtliche, weiter unten genannten Arbeiten von Emmy Noether abgedruckt. Siehe außerdem: van der Waerden, B. L., Nachruf auf Emmy Noether, in: Elemente der Mathematik, Beiheft 13 (1970), S. 47-52; Weyl, H., Nachruf auf Emmy Noether, Elemente der Mathematik, Beiheft 13 (1970), S. 53-72, und die verschiedenen Beiträge in: Brewer, J. W., Smith, M. K., Emmy Noether: A Tribute to Her Life, New York-Basel 1981, und in: Srinivasan, Bh., Sally, J. D., Emmy Noether in Bryn Mawr, New York-Berlin-Heidelberg-Tokio 1983; zusammenfassend: Tollmien 1990 (Anm. 4), S. 190-204, und Kleiner, I., Emmy Noether: Highlights of Her Life and Work, L’Enseignement Mathématique 18 (1992), S. 103-124. [18]
Van der Waerden, B. L., Algebra, Siebte Auflage der Modernen Algebra, Berlin-Heidelberg-New York 1966. Vgl. auch Peter Roquette, Nachruf auf Bartel L. van der Waerden, 1996.
[19]
Van der Waerden, 1970 (Anm. 17), S. 47 (Hervorhebung im Original).
[20]
Dick, 1970 (Anm. 9), S. 9.
[21]
Weyl, 1979 (Anm. 17), S. 55f.
[22]
Das Theorem ist formuliert in der 1918 erschienenen Arbeit "Invariante Variationsprobleme", Emmy Noethers Habilitationsarbeit (siehe Anm. 17). Vgl. Kleiner, 1992 (Anm. 17), S. 112.
[23]
Einstein an Hilbert, 24. 5. 1918, zitiert nach Kimberling, C., Emmy Noether and Her Influence, in: Brewer, Smith, 1981 (Anm. 17), S. 3-61, hier S. 13.
[24]
Tollmien, 1990 (Anm. 4 ), S. 202 f.
[25]
Alexandrow, P. W., Gedenkrede vor der Moskauer Mathematischen Gesellschaft vom 5. 9. 1935, in englischer Übersetzung abgedruckt in: Noether, E., 1983 (Anm. 17), S. 1-11, hier S. 2.
[26]
Emmy Noether hat immer wieder betont, wieviel sie Dedekind verdankt und ihre Studenten dazu angehalten, seine Arbeiten zu lesen. Sie war gemeinsam mit R. Fricke und O. Ore auch an der Herausgabe seiner Werke beteiligt (3 Bände, Braunschweig 1930-1932). Dem Bemühen von Clark Cimberling ist es zu verdanken, daß sich die Briefe Dedekinds an Emmy Noether in ihrem Nachlaß wieder angefunden haben. Sie werden im Braunschweiger Universitätsarchiv aufbewahrt (Brief-wechsel von Richard Dedekind mit Cantor, Weber, Frobenius, Noether, Signatur O 4:1).
[27]
Vgl. Kleiner, 1992 (Anm. 17), S. 113f.
[28]
Moduln sind Generalisierungen von Vektorräumen, die statt über einem Zahlkörper, allgemein über einem Ring definiert werden.
[29]
Die wichtigsten Veröffentlichungen Emmy Noethers aus dieser Periode sind: "Hyperkomplexe Größen und Darstellungstheorie" aus dem Jahre 1929 und "Nichtkommutative Algebren" aus dem Jahre 1933 (siehe Anm. 17).
[30]
Alexandrow, 1983 (Anm. 25), S. 8.
[31]
Emmy Noether an Hasse, 12.11. 1931, Universitätsbibliothek Göttingen, Acc. Mss. 1991.11, Brief 35.
[32]
Vgl. dazu Tollmien, 1990 (Anm. 4), S. 190 f.
[33]
Zu den Gutachten im Exil siehe Tollmien, 1990 (Anm. 4), S. 216 f.
[34]
Erst die 3. Durchführungsbestimmung vom 6.5.1933 bezog sich auf nichtbeamtete Professoren.
[35]
Einstein, A., New York Times, 4. 5. 1935, Letters to the Editor.
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