Julia Lermontowa (1847-1919)
Wissenschaftliche Arbeiten
In diese Liste aufgenommen wurden alle Arbeiten Lermontowas, die auf Deutsch vorliegen, oder für die es in den Berichten der Deutschen Chemischen Gesellschaft Hinweise bzw. Kurzbeschreibungen auf Deutsch gibt.
Alle diese Publikationen wurden veröffentlicht unter dem Namen Julie Lermontoff oder Julie von Lermontoff.
Arbeiten im Labor von A. W. Hofmann in Berlin 1872-1874
Ueber die Zusammensetzung des Diphenins (aus dem Berliner Univ.-Laborat. CII, vorgetragen von Hrn. A. W. Hofmann), in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 5 (1872), S. 231- 236 (Lermontowa wies in dieser Arbeit nach, dass den beiden berühmten französischen Chemikern Charles Gerhardt und Auguste Laurent bei der Darstellung eines durch Zusatz von Ammoniak und Dinitrierung gewonnenen Folgeprodukts des Farbstoffes Azobenzol, des sog. Diphenins, ein Fehler unterlaufen war: Das Diphenin enthielt zwei Wasserstoffatome mehr, als Gerhardt und Laurent angenommen hatten).
Ueber das Verhalten des Methylenjodids gegen einige Amine (aus dem Berl. Univ. Laborat. CCXVI), in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 7 (1874), S. 1252-1282.4
Ueber das Sulfocyanmethylen, Amine (aus dem Berl. Univ. Laborat. CCXVI), in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 7 (1874), S. 1282-1284
Die beiden letzten Veröffentlichungen enthalten die experimentellen Ergebnisse ihrer Doktorarbeit, die hier in einem noch vorläufigen Stadium, offenbar vor Drucklegung der Doktorarbeit, auch der Deutschen Chemischen Gesellschaft vorgelegt worden waren.
Zur Kenntniß der Methylenverbindungen, Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Philosophischen Doctorwürde an der Universität Göttingen, Göttingen 1874 (Bestand der Universitätsbibliothek Göttingen).
Arbeiten im Labor von W. W. Markownikow in Moskau 1875/76
Darstellung des Propylenbromürs (Darstellung von Trimethylenbromid): Bericht von Butlerow für "Frl. J. Lermontov", gegeben auf der Sitzung der russischen chemischen Gesellschaft am 16. (28.) September 1876, zusammengefasst von G. Wagner, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 9 (1876), S. 1441. Vollständiger Text: "Frl. Lermontoff hat sich überzeugt, dass die von Reboul und Koeser [Kaysser - C.T.] vorgeschlagenen Darstellungsweisen von Trimetylenbromid bei weitem nicht so ergiebig sind, als die genannten Chemiker angeben. Man sättigt Bromallyl bei – 10° bis – 15° mit trocknem Br2H und erwärmt alsdann das Gemisch 24 Stunden lang in zugeschmolzenen Gefässen bei 165-170°. Wiederholt man diese Operation, so erhält man beinahe absolut reines Trimethylenbromür."
Darstellung von Trimethylenbromid: Bericht von Markownikow über im Universitätslaboratorium zu Moskau durchgeführte Untersuchungen, gegeben auf der V. Versammlung russischer Naturforscher und Ärzte in Warschau 31. August (12. September) bis 9. September (21. September) 1876, zusammengefasst von F. Wreden, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 9 (1876), S. 1603. Vollständiger Text: "Fr. L. Lermontoff hat bei Darstellung von Trimethylenbromid gefunden, dass bei 170° und Abwesenheit von Wasser Bromwasserstoffsäure von Allylbromid gebunden wird, wobei hauptsächlich das normale Bromid entsteht, welches sich unter den von Köser [Kaysser - C.T.] angegebenen Bedingungen nicht bildet."
Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden noch 1876 auf Russisch in der Zeitschrift der Russischen Chemischen Gesellschaft veröffentlicht und im selben Jahr auf Deutsch in den Annalen der Chemie:
Ueber die Darstellung von Trimethylenbromid, Annalen der Chemie 182 (1876), S. 358-352.
Arbeiten im Labor von A. M. Butlerow 1876/77 bis 1880
Darstellung von Methyläthylessigsäure, Bericht von Butlerow, gegeben auf der Sitzung der russischen chemischen Gesellschaft am 10. (22.) März 1877, zusammengefasst von G. Wagner, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 10 (1877), S. 708. Vollständiger Text: In Betreff der von Hrn. Eltekoff hergestellten Methylätylessigsäure macht Hr. Butlerow bekannt, dass Frl. Lermontoff mit dem Studium dieser Säure beschäftigt ist. Die von Saur aus Methyläthylacetessigester erhaltene, aber nicht eingehender untersuchte Valeriansäure hat Frl. Lermontoff ind er Absicht ihre Eigenschaften kennen zu lernen und sie in den ihr correspondirenden Amylalkohol überzuführen nach der gewöhnlichen Verfahrensweise vermittelst des secundären Butylcyanürs, welches aus dem nach der Methode von G. Wagner hergestellten Methyläthlycarbionol gewonnen war, dargestellt und spricht den Wunsch aus, es möchte ihm überlassen werden diese angefangene Untersuchung zu Ende zu führen.
Synthese von Olefinen, Bericht von Butlerow, gegeben auf der Sitzung der russischen chemischen Gesellschaft am 5. (17.) Januar 1878, zusammengefasst von G. Wagner, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 11 (1878), S. 412 und S. 413 f. Zitate aus dem Text: Hr. Eltekoff machte eine vorläufige Mitteilung über eine neue von ihm entdeckte Synthese der Olefine. […] Die angeführten Thatsachen machen es […] sehr wahrscheinlich, dass in der besprochenen Reaction aus dem Pentylen wenigstens zwei Kohlenwasserstoffe: ein Hexylen und ein Heptylen entstehen. Die Besprechung der Structur der erhaltenen Olefine und des Mechanismus ihrer Entstehungsreaktion verschiebt Hr. Eltekoff bis auf Zuendeführung der von ihm unternommenen Untersuchungen mit absolut reinem Trimethyläthylen, Isopropyläthylen und mit dem Amylen, welches aus dem optisch activen Amylalkohl entsteht.
Diese Mitteilung giebt Hrn. Butlerow zu folgender Aeusserung Anlass. Die interessanten, von Hrn. Eltekoff aufgefundenen Thatsachen hätten seine (Butlerow's) Vermuthung gerechtfertigt und seine Idee realisirt, welche er in dem Mémoire "Sur l'sodibutylène etc" (Mémoires de l'Académie Impériale des sciences de St. Pétersbourg VII Série. Tome XXIII, No. 4) […] ausgedrückt hat […]. Bei einer solchen Uebereinstimmung seiner Idee mit den von Eltekoff erlangten Resultaten, sei es natürlich, dass auch die Experimente des letzteren auf die in seinem Laboratroum seit etwa einem Jahr von Fräulein Lermontoff begonnen [sic] stiessen. In der Absicht, möglichst glatt verlaufenden Reactionen aufzufinden und jeglichen Anlass zur Atomumlagerung zu vermeiden, beschränkte sich Fräulein Lermontoff auf tiefer liegende Temperaturen (100-150°). Es reagirte mit CH3J, Trimethylcarbinoljodür u. s. f. auf Isobutylen in Gegenwart ZnO und MgO, und erhielt höher [sic] als die zur Reaction genommenen siedende, noch nicht näher untersuchte Kohlenwasserstoffe. Es sei selbstverständlich, dass man beabsichtigte, analoge Experimente auch mit Trimethylätylen auszuführen unter anderen den Kohlenwasserstoff C9H18 herzustellen. Jetzt werde Frl. Lermontoff, in Anbetracht der von Eltekoff erlangten Resultate seine [sic] Experimente in dieser Richtung nicht fortsetzten [sic], aber es wäre dabei wünschenswert, dass Hr. Eltekoff auch Isobutylen in den Kreis seiner Untersuchungen ziehen möchte. Dem Angesagten hält Hr. Butlerow beizufügen nöthig, dass das von Eltekoff erhaltene Hexylen zweifelsohne Tetramthyläthylen ist.
Synthese von Olefinen ("Isodibutylen" und "Isotributylen"), Bericht von Butlerow, gegeben auf der Sitzung der russischen chemischen Gesellschaft am 4. (16.) Januar 1878, zusammengefasst von G. Wagner, in: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft 11 (1878), S. 1255 f. Der vollständige Text: In der vor Kurzem veröffentlichten Bemerkung des Hrn. Butlerow (diese Berichte XI, 413) zu der von Eltekoff entdeckten Synthese der Olefine war angezeigt worden, dass Frl. Lermontoff bereits seit einem Jahre mit dem Studium analoger Reactionen sich beschäftigt. Obgleich nun, angesichts der von Eltekoff erzielten Resultate, Frl. Lermontoff von der Fortsetzung aller Versuche, welche es [sic] schon angefangen, oder die auszuführen es die Absicht hatte, Abstand nahm, wurden jedoch die Versuche abgeschlossen und der Oeffentlichkeit übergeben, welche bereits bestimmte Resultate ergeben hatten, und welche in naher Beziehung zu der von Butlerow bei Gelegenheit der Umwandlung des Isobutylens in Isodibutylen ausgesprochenen theoretischen Betrachtungen standen. Diese Experimente bestehen ind er Einwirung von CaO, ZnO oder MgO auf Gemische von Isobutylen [1] mit Trimethylcarbinoljodür. Die besten Resulate werden mit CaO erzielt, obgleich auch die Verwendung der beiden anderen Oxyde die Ausbeute des Reactionsprodukts nicht besonders beeinträchtigt. Das – 10° abgekühlte Trimethylcarbinoljodür mit Isobutylen sättigte (auf je 15 Gr. C4H9J wurden circa 7-8 Liter des Gases [2] verwendet) und dieses Gemisch mit dem doppelten, hinsichtlich der von der Theorie zur Bindung der gesammten Jodwasserstoffsäure erforderlichen Quantität CaO in zugeschmolzenen Röhren 20 Stunden lang auf 100° erhitzte [sic]. Das Reactionsprodukt ist ein Gemenge zweier Kohlenwasserstoffe, von denen der eine zwischen 102-105° überging, während der Siedepunkt des anderen bei 177-178° liegend gefunden wurde. Der erste ist Isodibutylen, der letzte Isotributylen, mit dessen näherem Studium Hr. Butlerow jetzt beschäftigt ist. Der zuletzt genannte Kohlenwasserstoff wird auch erhalten, wenn man Gemeinge von Isodibutylen mit Trimethylcarbinoljodür auf dieselbe Weise, wie in dem vorhergehenden Fall behandelt, weshalb die besprochene Reaction durch folgende Gleichungen veranschaulicht werden kann:
C4H8 + C4H9J – JH = C8H16
C8H16 + C4H9J – JH = C12H24.
Diese Ergebnisse bestätigen Butlerow's Ansicht über den Mechanismus des Condensationsvorgangs des Isodibutylens. Es mag noch erwähnt werden, dass Frl. Lermontoff sich durch specielle Versuche von der Unfähigkeit des Kalks, Isobutylen zu condensiren, überzeugt hat.
1) Ein Theil des zu den nachstehenden Versuchen verwendeten Isobutylens wurde nach Puchot's Verfahren dargestellt. Frl. Lermontoff hat gefunden, dass die Ausbeute de Kohlenwasserstoffs bedeutend vergrössert wird, wenn man mit verdünnter Schwefelsäure (5 gr. H2SO4 und 1 Gr. H2O) operirt, und das anstatt des CaSO4 mit Erfolg gestossenes Glas genommen werden kann. Die so modificirte Verfahrensweise Puchot's gab aus 200 Gr. Isbutylalkohol 86 bis 40 Liter C4H8, während bei dem Verfolgen der Vorschrift Puchots nie mehr als 8 bis 10 Liter erhalten werden konnten.
2) Für den Erfolg der Reaktion ist es von Wichtigkeit C4H8 im Ueberschusse zu nehmen, da widrigenfalls die Ausbeute des Reactionsprodukts beeinträchtigt wird und der Röhreninhalt eine braune Färbung und syrupartige Consistenz annimmt.
Die Ergebnisse dieser Arbeiten wurden wie angekündigt 1878 auf Russisch in der Zeitschrift der Russischen Chemischen Gesellschaft veröffentlicht und ein Jahr später auf Deutsch in den Annalen der Chemie:
Ueber die Einwirkung des tertiären Butyljodürs auf Isobutylen bei Gegenwart von Metalloxyden, Annalen der Chemie 196 (1879), S. 116-122.
Wird fortgesetzt
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